Das Internet

  • Zitate aus dem Jahr 2007 ;)


    «Das Internet ist ein Ort der Jagd, der Ablichtung, der
    Durchleuchtung. Im schlimmsten Fall: ein Ort von Hinrichtungen,
    sexuellem Missbrauch, ein Ort für Fahnder und Datenschützer. Im
    harmloseren Fall: Eine eskapistische Quatschwelt»
    Bruce Willis, Schauspieler, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 23.06.2007.


    «Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein (…) werden.»
    Stefan Kornelius im Januar 2007 in der Süddeutschen Zeitung


    «Seit Internetnutzer ihre Bilder und Texte unkontrolliert auf
    extra dafür geschaffene Webseiten stellen können, scheint die Moral im
    Netz endgültig erodiert. Gewaltvideos und selbst gedrehte Pornos sind
    besonders beliebt. Auf Blogs, eine Art von Internettagebüchern und
    Kommentarseiten, beschimpfen sich User gegenseitig als Idioten oder
    drohen einander Schläge an.»

    Marco Stahlhut im April 2007 anlässlich der re:publica bei Welt Online


    «Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern?»
    Jean-Remy von Matt im Januar 2006 über Weblogs, die “Klowände des Internets”.

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Schöne Zitate, Herr Baer, aber was soll uns diese kommentarlose Sammlung sagen?


    • Früher war alles anders.
    • Früher war alles besser.
    • O tempora, o mores!
    • Gestern standen wir noch am Rande des Abgrunds. Heute sind wir einen Schritt weiter.
    • Wer keine Ahnung hat, sollte einfach ab und zu die Fresse halten.


    Zutreffendes bitte ankreuzen. ;)


    Nico S.

  • Ich hab mir absichtlich die Kommentare im Eingangsposting verkniffen, lieber Nico,
    um die Diskussion nicht zu präjudizieren.


    Interessanterweise spricht die Aussage 5 den geschätzten Kollegen mausbacher am meisten an.


    Ich finde es witzig, daß man sich bereits 2007 über die Moral im Internet große Sorgen gemacht hat.
    Unsere Diskussionen drehen sich ja heute auch noch oft um dieses Thema.
    Was ja durchaus berechtigt sein kann!


    Frappierend an den ersten Zitaten:
    Im www kommt alles Schlimme an Sex & Crime vor,
    es bleibt dort (fast) für ewig und
    "anonym" sind viele mutig.


    baer

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  • "Ich weiß, dass ich nichts weiß" entstand nach einem jahrelangen Reifeprozess vor vielen hunderten von Jahren durch das Kopulationsprodukt eines Steinmetzen und einer Hebamme! :D


    Aktualisierung


    2013:


    5. Wenn man schon immer was sagen muss, einfach mal Ahnung haben.
    :rolleyes:


    Das hätte ich alternativ zu Nicos Nummer 5 auch genommen. :D


    Vielleicht redest du mal mit ihm? Oder er, also Nico, fühlt sich durch deinen charmanten Augenroller ja von sich aus animiert, die Ankreuzmöglichkeiten entsprechend zu erweitern?

  • οἶδα οὐκ εἰδώς (oîda ouk eidōs)
    Altgriechisch hab ich mich nicht getraut... 8)


    baer

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von baer66 ()

  • Das Gedächtnis ist so eben auch so eine Sache. Als jemand, der beruflich und ehedem gezwungenermaßen bereits seit 20 Jahren mit Online-Medien und ihrem Kommunikationsgeschehen zu tun hat, möchte ich kurz daran erinnern, aus welcher Zeit jene Zitate stammen.


    Das Internet war in den 1990ern einige Jahre lang eine Spielwiese von Insidern, und zwar vor allem mit fachlichem Hintergrund. Es gab Communities, Chats und Foren - das ist alles keine Erfindung von Facebook & Co. Doch es hielt sich alles in sehr klaren Grenzen, vor allem da die Leute, die da unterwegs waren, zum größten Teil einfach wussten, wie das ganze funktioniert. Größtenteils ITler, System-Admins, ein paar erste Anwendungsfachleute. Es war Ehrensache, keine persönlichen Daten in öffentlich zugängliche Seiten zu stellen. Sex und anderes fand statt, aber das waren überschaubare Einzelzonen. Bilder, gar Bewegtbild gab es durch die geringen Übertragungsraten kaum. Und es gab eine Art unerklärte Selbstkontrolle: Man hatte "Kampfplätze", um sich zu beharken, und natürlich liefen auch Anmache etc., aber im allgemeinen hielt man sich an Netz-Regeln, die praktisch weltweit galten (was damals auch fast nur USA und Westeuropa waren).


    Dann kam ab ca. 2001 eine neue Welle der Verbreitung und auch der technischen Möglichkeiten. Die Übertragungsbandbreiten erlaubten zunehmend auch Bildübertragungen, und immer mehr Leute waren on. Das war dann immer noch nicht die breite Masse, aber genügend junge, experimentierfreudige Nutzer, um das Netz schon auch mit allerhand Unerfreulichem zu füllen. Allerdings war man immer noch in dem Bewusstsein, Onliner zu sein, unter sich, in einem Raum, zu dem die normale Welt keinen Zutritt hatte und keinen mentalen Zugang. Da wurden durchaus Regeln beachtet, aber eben andere als im realen Leben, und für einen, der von außen kam, musste es wie eine große, chaotische und teilweise sehr versaute Spielwiese aussehen.


    Um 2007 änderte sich etwas Grundlegendes. Bisher hatten sich vor allem partikular Interessierte im Internet versammelt, Leute, die dort Freiheiten suchten, die es in der realen Welt nicht gab, die aber auch aus instinktivem Eigeninteresse damit umgehen konnten - jedenfalls ein Großteil und in den meisten Fällen. Das ist die Generation, die heute "Digital Natives" genannt werden (auch wenn sie keineswegs die ersten waren). Doch dann begann die Zeit des Web 2.0. Plötzlich kamen ganz viele Menschen ins Netz, die mental überhaupt nicht darauf eingerichtet waren - nicht auf die andere Art Freiheit dort, nicht auf seine eigenartigen Regeln und nicht auf die Konfrontation mit der aus diesem Massenwechsel resultierenden Unruhe. Teilweise war es das Vorgefundene, was irritierte, teilweise war es das irrlichterne Verhalten der anderen desorientierten Newbies. Plötzlich prallte das alles aufeinander. Und so kommt man dann auch zu den anfangs genannten Zitaten.


    Nico S.

  • Eine tolle Übersicht, Nico! Danke!


    Ich kann mich erinnern, anläßlich eines internationalen Kongresses 1996 erstmals mit email konfrontiert worden zu sein.
    Typisch Scientific Community, die nichts zahlen wollen, aber glauben, ihre Weisheiten müssen möglichst schnell verbreitet werden, dachte ich.


    Eine eigene Website war Ende der 90er (für mittelständische Unternehmen im technischen Umfeld) teils noch sehr suspekt.


    Surfen, online Zeitunglesen, Hotels buchen, etc. Langsam begann mich das Netz zu interessieren.


    Aber erst Web 2.0 macht mir richtig Spaß!


    so geht Internet. :D (Zitat mausbacher)


    baer

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  • Plötzlich kamen ganz viele Menschen ins Netz, die mental überhaupt nicht darauf eingerichtet waren - nicht auf die andere Art Freiheit dort, nicht auf seine eigenartigen Regeln und nicht auf die Konfrontation mit der aus diesem Massenwechsel resultierenden Unruhe. Teilweise war es das Vorgefundene, was irritierte, teilweise war es das irrlichterne Verhalten der anderen desorientierten Newbies.

    Auch ich bin einer, der in dem, was man heute Internet nennt, von Anfang an zu Hause war und ist. Berufsbedingt hatte ich mit Unix-Maschinen zu tun, die als erste das Telnet-, FTP- und TCP/IP-Protokoll serienmäßig on board hatten, d.h. mit allen Computern, die diese Protokolle intus hatten, schon damals so kommunizierten wie heute. Das war Ende 80er, Anfang 90er, als die maximalen Leitungsgeschwindigkeiten außerhalb eines Hauses noch 9.6 kilobit/Sekunde waren, dann, mit ISDN, auf 64 kbit bzw. 128 kbit stiegen, die Deutsche Post noch Monopol hatte und für eine permanente Verbindung mit dieser „Qualität“ von München nach Hamburg mehrere Tausend DM pro Monat berechnete.


    Aus rein wirtschaftlichen Gründen war diese Welt lange Zeit eine der Firmen und damit der Erwachsenen. Erst als das Internet im heutigen Sinn mit den schnellen Verbindungen zu, verglichen mit früher, lächerlich niedrigen Preisen aufkam, änderte sich die Situation. Plötzlich waren Hinz und Kunz online und mit ihnen natürlich auch Verbrecher, wie es sie in jedem Bereich des öffentlichen Lebens gibt. Und wo Verbrecher sind, gibt es bald auch Gesetze, die natürlich mehr oder weniger rigoros sind, je nachdem, wie hoch im Kurs die Kunst- und Pressfreiheit im jeweiligen Staat steht.


    Deutschland hat im Vergleich zu den Nachbarstaaten, aber zu den USA die rigoroseren Gesetze, die mir, gewohnt an die Freiheit der USA (dort standen und stehen unsere firmeneigenen Server), lächerlich vorkommen. In den USA kann man buchstäblich alles schreiben, jedoch nicht alles per Foto oder Video zeigen, was ich richtig finde.


    Ich halte es für eine Kulturnation wie Deutschland beschämend, dass die Freiheit des Wortes nur im Grundgesetz steht, nicht aber faktisch gelebt wird, so dass deutsche Autoren, wollen sie alles sagen, im Ausland veröffentlichen müssen – wie weiland die DDR-Autoren.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Mich würde in dem Zusammenhang interessieren ob Dieter Bürgy zuerst da war, oder das Internet.
    Und natürlich, up to date, ob da jemand im Web mental drauf eingerichtet ist, also auf Verkalkung.


    Kalk ist eins der größten Probleme. Es kann zu Lochfraß und Kurzschluss kommen!
    Und das will doch keiner wollen.
    Nein, das will niemand!


    8|

  • Neben der erotischen Geschichte des Internetz ist Lochfrass ein ebenfalls erotisches und nicht zu unterschätzendes Thema.
    Erstaunlich, dass das scheinbar niemand erkennen kann.


    Ich schmolle dann jetzt mal.  8| 

  • Recht, Sicherheit und Werte müssten im Internet genauso gelten wie in
    der analogen Welt, sagte Innenminister de Maizière in Berlin bei der
    Konferenz „Denk ich an Deutschland“. Und: „Der Staat hat im Internet
    nicht mehr und nicht weniger Rechte als im analogen Raum.“



    „Prinzipiell ist das Internet keine eigene Welt“, sagte de Maizière am Freitag auf der Konferenz.
    Eine solche Auffassung habe erhebliche Konsequenzen, sagte der Minister.
    So müsse auch im Internet eine Privatsphäre gewahrt bleiben, es müssten
    die Grundrechte eingehalten werden und es dürfe keinen staatsfreien
    Raum geben. „Der Staat hat im Internet nicht mehr und nicht weniger
    Rechte als im analogen Raum“,...


    Interessante Aussagen! Die Frage ist nur ob ein Staat wie Deutschland so etwas auch durchsetzen kann. Die NSA-Affäre zeigt die Machtlosigkeit des Nationalstaats gegen unerwünschte digitale Aktivitäten nur zu gut auf. Aber Prinzipien sind natürlich Werte an sich!


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)