Die nackte Sklavin

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    Als ich diese Story las, musst ich schmunzeln. Nicht, weil sie selbst etwa so lustig wäre. Das ist sie nicht. baer trifft recht gut die Gedanken und Gefühle des Mädchens, soweit man sich dergleichen heute überhaupt vorzustellen vermag (obwohl es Sklaverei in vielen Formen heute noch oder wieder überall gibt).


    Nein, ich musste schmunzeln bei der Vorstellung, wie eifrig der Autor sich an die Interpretation selbst der geringsten Einzelheiten des Gemäldes gemacht hat. Auch wenn der Text den Namen "Geschichte" kaum verdient, erweckt er doch das Geschehen auf anschauliche Weise zum Leben. Selbstverständlich drängt es einem zu erfahren, wie es mit dem Mädchen weitergeht, überhaupt mehr zu ihrer Geschichte und Person. Doch wir kennen baer - solch bodenständige Epik ist nicht seine Sache. Dennoch macht es Spaß, dieses Stückchen zu lesen, vielleicht ja gerade weil so viele Punkte offen bleiben und man angeregt wird, das Fehlende in der eigenen Phantasie zu ergänzen.


    Nico S.

  • Ich schlage baer als nächstes zum Leben zu erweckendes Historiengemälde dieses vor:



    Es scheint malerisch und inhaltlich noch mehr Fantasie-Anreize zu bieten.

  • Herzlichen Dank, lieber Nico, für die freundliche Besprechung meiner Bildbeschreibung!
    Wie schön, daß ich Dich (und vielleicht sogar auch andere Leser) damit zum Schmunzeln bringen konnte.
    Ist eben doch ein dankbares Gebiet...


    Mich beschäftigt gerade der Gedanke, daß Frauen heute freiwillig und lustvoll die sexuelle Unterwerfung suchen, die in der AntikeTeil des harten Schicksals von Sklavinnen war (zB cf den aktuellen Erfolg der Trilogie „Fifty Shades of Grey“von E.L. James).


    Und natürlich war die Romantisierung der Antike im 19.Jahrhundert einfach zeitgeistig, wie auch der "Sklavenmarkt" von Boulanger zeigt. Es war wohl auch etwas von dem (erotischen) Kitzel dabei, den die Macht über andere Menschen verleihen kann.


    Ob ich (in bodenständiger Epik) die Geschichte ausarbeiten oder lieber die Fantasie der Leser "nur" anregen soll, weiß ich selbst nicht. Bei "Die Freiheit der Meere" gingen ja die Wünsche der geschätzten Leser weit auseinander.


    baer

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Zitat

    Original von baer66
    Mich beschäftigt gerade der Gedanke, daß Frauen heute freiwillig und lustvoll die sexuelle Unterwerfung suchen, die in der AntikeTeil des harten Schicksals von Sklavinnen war (zB cf den aktuellen Erfolg der Trilogie „Fifty Shades of Grey“von E.L. James).


    ... wobei das a) fiktional ist und b) ein freiwilliges Spiel beschreibt. Mit echter Sklaverei, dem Behandeln von Menschen als Ding und Ware, hat das nicht das Geringste zu tun. Man sollte das, gerade angesichts der modernen Sklaverei in ihren vielfältigen Formen, nicht zu sehr romantisieren. Wer auch nur ein wenig von BDSM versteht, weiß, dass der Bottom oft die Show steuert. Echten Sklaven ist das per se verwehrt.


    Nico S.

  • Auch da gab es freilich Ausnahmen. Oft konnte eine intelligente Sklavin mit den Waffen einer Frau nicht nur die Freilassung erreichen, sondern zeitlebens ihren "Gebieter" beherrschen (Vielleicht auch einmal ein nettes Thema für eine Geschichte?).
    Die Ehefrauen hatten es da oft schwerer als Sklavinnen!


    baer


    Christiane Kunst, LIVIA
    Macht und Intrigen am Hof des Augustus


    "Neben der eigenen sexuellen Anziehung für den Gatten war weibliche Duldsamkeit (patientia) für das Funktionieren des römischen Ehealltags von zentraler Bedeutung. Offenbar bargen die sexuellen Eskapaden der Ehemänner mit den weiblichen Haushaltsangehörigen erhebliches häusliches Konfliktpotensal, vermutlich weniger mit dem Mann als vielmehr darin, daß die Ehefrau die untergebene Rivalin kraft ihrer Position im Haushalt drangsalierte. Valerius Maximus, der zur Zeit des Tiberius schreibt, erwähnt einen Schrein auf dem Palatin, zu dem in alter Zeit Eheleute wanderten, wenn es einen Konflikt zwischen ihnen gab. Dort legten sie einzeln ihren Zwist dar und kehrten dann trächtig nach Hause zurück. Der Name des Schreins viriplacata (Männerbesänftigerin) ist ein Hinweis auf das ungleiche Kräfteverhältnis in römischen Durchschnittsfamilien, in denen Frauen nicht die gleichen Möglichkeiten der Konfliktbewältigung wie in der Aristokratie besaßen."


    andererseits:


    "Livia duldete angeblich nicht nur die sexuellen Eskapaden des Augustus, sondern — will man Sueton Glauben schenken — förderte diese auch noch. Sueton (Aug. 71,1) präzisiert: Man überliefert, Vorliebe des Augustus sei die Deflorierung von jungen Mädchen gewesen; seine Frau habe ihm diese Mädchen von überallher zugehalten. Die Promiskuität des Augustus ist wenig strittig und es ist durchaus denkbar, daß er, der zeitlebens so viel Geschmack an jungem Fleisch fand, mit Livia nach Eintritt der Menopause überhaupt nicht mehr verkehrte."

    Lector, intende,
    laetaberis!
    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Ich fand die Mischung aus Historie und Belletristik wieder ziemlich gut, auch wenn der Titel etwas anders versprach, als drin war.


    Mir war es stilistisch zu abgehackt, nicht flließend udn es waren ein paar Schussler drin.

    Kommentatorin aus Leidenschaft :-)

    Frei nach Erich Kästner (Theorie) und Klaus Mann (Praxis):

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