Sexuelle Freizügigkeit in der Antike

  • Guten Morgen, Erpan...


    zu Deinem Beitrag hier einige Zitate:


    "Ein Ordensgelübde (Profess von lat. professio = Bekenntnis) ist das öffentliche Versprechen eines Anwärters (Novizen) in einer christlichen Ordensgemeinschaft, nach den evangelischen Räten und unter einem Oberen nach einer Ordensregel zu leben.


    Im Einzelnen verspricht der oder die Professe, den Evangelischen Räten (Ratschlägen) der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams zu folgen und sich dauerhaft an die Ordensgemeinschaft zu binden.



    Der Stand der Ehelosigkeit oder Jungfräulichkeit „um des Himmelreiches willen“, ist im Christentum die Nachahmung der Lebensweise Jesu Christi der bewusst gelebte, freiwillige und dauernde Verzicht auf Ehe und Partnerschaft, um in besonderer Weise frei zu sein für den Dienst Gottes und der Kirche.


    Geweihte Jungfrauen geloben ebenfalls öffentlich ein Leben in Stande der Jungfräulichkeit oder vollkommener Keuschheit in die Hände des Diözesanbischofs. Dabei schließt dieses Gelübde die Beachtung der beiden anderen evangelischen Räte implizit ein.[2] Eine besondere Form des Versprechens der Ehelosigkeit stellt der Zölibat der Kleriker dar.[



    „Die Kirche hat die vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen, in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist, besonders im Hinblick auf das priesterliche Leben immer hoch eingeschätzt. Ist sie doch ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt. Zwar ist sie nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert, wie die Praxis der frühesten Kirche und die Tradition der Ostkirchen zeigt, wo es neben solchen, die aus gnadenhafter Berufung zusammen mit allen Bischöfen das ehelose Leben erwählen, auch hochverdiente Priester im Ehestand gibt.“


    – Presbyterorum Ordinis, 16


    Annette Miersch kam in ihrer Untersuchung des Schulmädchen-Report[4] zu dem Ergebnis: „Eine sexuelle Revolution im gesellschaftstheoretischen Sinne ihrer geistigen ,Großväter‘ hat in der BRD nicht stattgefunden – weder damals noch irgendwann später. Stattdessen wurde unter gleichem Namen ein Medienhype entfesselt.“[5] Allerdings kam es seit den späten 1960er Jahren bei einer Minderheit zur Etablierung alternativer Lebensformen, bei denen auch neue Weisen des sexuellen Miteinanders erprobt wurden."

  • Griechische Antike


    Im alten Athen war die (halb-)öffentliche Nacktheit den Männern vorbehalten und galt nur bei Frauen als anstößig. Die Kyniker lehrten die Bedürfnislosigkeit bei gleichzeitiger Ablehnung materieller Güter. Vorurteile sowie Scham wurden verworfen zugunsten der als natürlich empfundenen Gegebenheiten wie Nacktheit. Das Gymnasion als Ort der körperlichen Ertüchtigung belegt allein durch seinen Namen (gymnós = nackt), dass Nacktheit im alten Griechenland nicht alltäglich war, sondern auf besonders ausgewiesene soziale Räume beschränkt war, ebenso wie die griechische Kunst.


    Einen besonderen Stellenwert hatte die Nacktheit im antiken Griechenland im Sport. Man war überzeugt, dass die Gymnastik die Ausbildung des Körpers zum einzigen Zweck habe, hinzu kamen Wettkämpfe an den Festen der Götter zu deren Ehre. Hier galt es zu zeigen, wie weit man es in allen Künsten, die sich für einen freien Mann schickten, gebracht habe. Schon im Jahre 720 v. Chr. wurde bei den Olympischen Spielen der Lendenschurz, mit dem die Kämpfer vermutlich bis dahin bekleidet waren, bei allen Disziplinen außer dem Pferderennen abgeschafft. (siehe Pythische und Isthmische Spiele)


    Der Grund für die Nacktheit im Stadion ist nicht gesichert. Eine Theorie besagt, einer der Läufer habe während des Laufes den Schurz verloren und gesiegt. Das ließ die Athleten glauben, ohne Kleidung schneller sein zu können. Eine andere Vermutung besagt, ein Läufer soll den Lendenschurz verloren haben und über ihn gestolpert sein. Zur Sicherheit sei daraufhin Nacktheit angeordnet worden. Als dritte Möglichkeit wird eine Forderung aus Sparta angenommen. Die Athleten des Stadtstaates trieben als erste nackt Sport und könnten ihren Brauch bei den Olympischen Spielen durchgesetzt haben. In Sparta trieben, als einzigem der griechischen Staaten, auch die Mädchen Sport, nicht zusammen mit den Männern, aber ebenfalls nackt.


    Römer


    Im alten Rom war die Nacktheit ebenfalls nichts Ungewöhnliches, sie galt eher als Ausdruck von asketischer Anspruchslosigkeit denn als Ausdruck sexueller Empfindungen. In den Thermen wurde, wenn auch nach Geschlechtern getrennt, nackt gebadet.


    Nach der Eroberung Griechenlands im Jahre 146 v. Chr. sahen die Römer keinen Anlass, die Nacktheit bei den Olympischen Spielen zu verbieten oder auch nur zu diskutieren. In einer Würdigung des Politikers und Schriftstellers Cato des Älteren erwähnt ein Schriftsteller ebenso anerkennend wie beiläufig, dass dieser Prototyp des tugendhaften Römers im Sommer nackt arbeitete.



    Offenbar hatte also öffentliche Nacktheit im antiken Griechenland und Rom nichts mit sexueller Freizügigkeit zu tun. Ganz kann ich das aber nicht glauben, da auch heute oft die allgegenwärtige Nacktheit als Ursache des "Sittenverfalls" hingestellt wird.


    Was meint Ihr?


    baer

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    (Lieber Leser, paß auf, Du wirst Deinen Spaß haben! – Apuleus)

  • Für alle diese Google-Zitate gilt eigentlich: Es war keiner von uns dabei. Alle Schlussfolgerungen können nur auf Mutmassungen beruhen. Die antiken Autoren widersprechen einander.


    Fest steht nur, dass mit dem Niedergang der Antike ein jahrhundertelanger Niedergang des Eros verbunden war, der bis heute immer noch teilweise anhält, so dass unsere Gesellschaft vielleicht erst in Jahrzehnten den sex-kulturellen Entwicklungsstand der alten Griechen und Römer wieder erreicht haben wird.

  • Zitat

    Original von eti
    "Ein Ordensgelübde (Profess von lat. professio = Bekenntnis) ist das öffentliche Versprechen eines Anwärters (Novizen) in einer christlichen Ordensgemeinschaft, nach den evangelischen Räten und unter einem Oberen nach einer Ordensregel zu leben.


    Im Einzelnen verspricht der oder die Professe, den Evangelischen Räten (Ratschlägen) der Armut, der ehelosen Keuschheit und des Gehorsams zu folgen und sich dauerhaft an die Ordensgemeinschaft zu binden.


    Du zitierst ungenau, denn bei Evangelischen Räten (Ratschlägen) steht:

    „Keuschheit, Jungfräulichkeit oder Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen“


    Mit anderen Worten: Mönche und Nonnen müssen nicht mehr Keuschheit und Jungfräulichkeit geloben, es reicht auch Ehelosigkeit. Das wird auch auf manchen Klosterhomepages so vermittelt – Zitat:

    Ordensgelübde: Armut, Keuschheit (Ehelosigkeit) und Gehorsam



    Zitat

    Original von eti
    Geweihte Jungfrauen geloben ebenfalls öffentlich ein Leben in Stande der Jungfräulichkeit oder vollkommener Keuschheit in die Hände des Diözesanbischofs. Dabei schließt dieses Gelübde die Beachtung der beiden anderen evangelischen Räte implizit ein.


    Das ist eine Sonderform, wieder zum Leben erweckt nach dem II. Vatikanum. Die geweihten Jungfrauen leben nicht in Klöstern und müssen für Lebensunterhalt selbst sorgen. Davon gibt es weltweit ca. 3000 (in Deutschland 150) - kein Grund also, sie in diesem Zusammenhang hier zu erwähnen.

    In Kleinigkeiten wundern wir uns nicht über die Geschmacksunterschiede. Aber sobald es sich um die Wollust handelt, geht der Lärm los. - Marquis de Sade in Justine oder die Leiden der Tugend

  • Gewiß ein interessantes Thema, aber nur in sehr losem Zusammenhang mit der sexuellen Freizügigkeit in der Antike! ;)


    baer

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  • Der Zusammenhang ist der, lieber baer, dass es in der Antike keine Kloster, Mönche, Nonnen und Ordensregeln gab. Das alles hat erst das Christentum eingebracht. Leider.


    Und daher geniessen wir heute nur einen Bruchteil der sexuellen Freizügigkeit, wie sie die Antike kannte.

  • Die ersten Klöster sind im 4. Jahrhundert aus Einsiedlerkolonien hervorgegangen (Ägypten und Palästina).


    Das von 361 bis 363 in Ägypten errichtete koptische Antoniuskloster (Antonius dem Großen gewidmet) wird als das älteste christliche Kloster der Welt angesehen. Ebenfalls sehr alt ist das heute noch bestehende Kloster Mor Gabriel im Tur Abdin (Türkei), das im Jahre 397 von Shmuel (Samuel) und seinem Schüler Shem'un (Simon) gegründet wurde. Das bedeutet, dass die Mönche und Nonnen eine seit 1600 Jahren ununterbrochen andauernde Tradition fortführen.


    Zu den ersten westlichen Klöstern zählen das Kloster Marmoutier an der Loire, das vom heiligen Martin von Tours gegründet worden sein soll, sowie auf deutschem Boden die Abtei St. Maximin in Trier. Im Jahr 529 gründete Benedikt von Nursia in Montecassino sozusagen den Prototyp des abendländischen Klosters und stellte für das Zusammenleben im Kloster eine Regel zusammen, die Regula Benedicti, die über viele Jahrhunderte die Entwicklung der Klöster geprägt hat. Das darauf fußende benediktinische Mönchtum ist bis heute die prägende monastische Richtung der abendländischen Christenheit. Die orthodoxen und orientalischen Klöster der östlichen Tradition folgen dagegen mehrheitlich der Mönchsregel des Basilius von Caesarea oder der des Theodor Studites.



    Gemeiniglich setzt man das Ende der Antike mit dem Jahr 476 (Fall Roms) fest.

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  • Die vielgerühmte Tugend kommt von der griechischen Philosophie über die römische Welt auch ins Europa der Renaissance und des Barocks.
    Als ein passendes Beispiel kann der Mythos von Herakles am Scheideweg dienen.


    Wieso wählt aber ein kraftstrotzender griechischer Halbgott den Weg der Tugend anstelle der Glückseligkeit?
    Anders als der trojanische Paris, der der Göttin der Schönheit und der Liebe den Preis verleiht, bleibt Herakles tugendsam.


    Vielleicht liegt es aber auch nur an den eher blutleeren Figuren die Arete und Eudaimonie verkörpern?


    Folgende philosophische Grundrichtungen stehen einander diametral gegenüber:


    Eudaimonie


    Die Glückseligkeit, als Ziel des menschlichen Daseins ist, nach Aristoteles nikomachischer Ethik,
    nur durch einen tugendhaften Lebenswandel erreichbar. Dieser wird von
    den täglichen Handlungen bestimmt. Handlungen werden anhand der Absicht
    bewertet, mit der sie vollzogen wurden. Eine Handlung ist dann ethisch
    einwandfrei, wenn sie als Ziel die eudaimonie hatte. Am Ende des Lebens lässt sich Bilanz ziehen und feststellen, ob das Leben den Ansprüchen dieser Ethik genügt hat.



    Kritik des Eudämonismus


    Die Übersetzung von Eudaimonie mit Begriffen wie
    „Glückseligkeit“, „gutem Leben“ oder „Wohlbefinden“ ist ungenau, da dem
    ethischen Konzept „Eudaimonie“ kein Wort im Deutschen entspricht.
    Aristoteles' Bestimmung des obersten Gutes ist unscharf und eine
    Vermengung von zwei Konzepten, die heute begrifflich exakt
    differenzierbar sind, nämlich subjektives „Wohlbefinden“ zum einen und
    objektiver Erfolg beim Erreichen bestimmter Ziele im Sinne der
    Realisierung eines erwünschten Weltzustandes zum anderen. Aristoteles'
    Konzept der Eudämonia wird von Antihedonisten oft auf die Erfolgskomponente reduziert. Dabei bleibt für Nicht-Nominalisten
    aber die Frage offen, warum man Leute, die bestimmte Ziele erreichen,
    ohne sich darüber zu freuen, nicht einfach als erfolgreich statt
    glücklich bezeichnen sollte.



    Auf die Thematik des Schambereichs reduziert, hieße das, wilder, hemmungsloser Sex sei ethisch fraglich, weil er wohl dem "tugendhaften Lebenswandel" widerspricht.
    Doch was ist Tugend? "Glückseligkeit", "gutes Leben" oder "Wohlbefinden" sind Begriffe mit denen sich der Hedonist von heute wohl viel eher identifiziert!


    Ist das nun bloß die Ausnahme von der üblichen sexuellen Freizügigkeit in der (griechisch-römischen) Antike oder handelt es sich dabei doch "nur" um eine Dekadenzerscheinung?


    baer


    P.S.: Weiterführend und zusammenfassend hilft Seneca, De vita beata (Das glückliche Leben)!

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  • In der Antike gibt es gute Beispiele dafür, daß die Grenze zwischen sexueller Gefälligkeit und Prostitution durchaus verlaufend ist.


    Eine Sonderform athenischer Prostituierter waren die Flötenmädchen.
    Sie gab es seit dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr., möglicherweise
    schon früher. Ihren Namen hatten sie von dem Instrument, das sie
    spielten, dem aulos. Beim Symposion
    unterhielten sie zunächst die Gäste mit ihrer Musik, später mit
    sexuellen Gefälligkeiten.

    Klingt nach leichter Unterhaltung mit eventuellen Folgen. Doch weit gefehlt:
    Allerdings waren diese Flötenmädchen keine der
    angesehenen Hetären. Sie waren normale Prostituierte, die im
    Allgemeinen im Hafen Piräus ihre Kunden suchten. Obwohl es sogar Schulen
    für Flötenmädchen gab – allerdings sollen sie die Kunst des
    Flötenspiels meist weniger gut beherrscht haben – gehörten sie zu den
    niedersten Prostituierten der Stadt.


    Die römischen Nutten hatten sogar eine Kleiderordnung.
    War es für eine ordentliche römische Frau an sich nicht statthaft, sich
    besonders auffällig oder gar aufreizend auf den Straßen zu bewegen, so
    war dies für das Geschäft der Dirnen
    unumgänglich. Lange Zeit ging man in der Forschung von
    Kleidervorschriften für Prostituierten aus, was allerdings heute nicht
    mehr aufrechterhalten werden kann. Wenn Dirnen ihrem Gewerbe nicht
    nachgingen, trugen sie oft die einfache Toga mit einer kurzen Tunika
    darunter. Sie trugen die einfache Kleidung der normalen Bevölkerung,
    aber ihre Berufskleidung entsprach durchaus einem raffinierten Kodex:
    Zum Teil stellten sich Bordelldirnen nackt oder mit nackten Brüsten zur
    Schau. Beliebt waren aber auch durchsichtige, aufgeschürzte oder kurze
    Kleider aus bunten, aus dem Osten importierten Stoffen.

    Werbung für das Gewerbe. Ist das noch sexy oder nur noch nuttig? Dient es dem Geschäft, weil es Männer reizt oder ist es gar eine (obligatorische) Berufskleidung?


    baer


    Zitate aus:

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