Karl und Marie - nasser Spaziergang
Ich will es hier mal anreißen.
Für meinen Geschmack zu viel Drumrum bei wenig Aktion.
Handwerklicher Werbeprospekt mit erotischer Natursekt-Garnierung?
Deshalb auch handwerklich bieder säuberlich.
Karl und Marie - nasser Spaziergang
Ich will es hier mal anreißen.
Für meinen Geschmack zu viel Drumrum bei wenig Aktion.
Handwerklicher Werbeprospekt mit erotischer Natursekt-Garnierung?
Deshalb auch handwerklich bieder säuberlich.
Ich finde zunächst den Stil des Autors sehr angenehm.
Ebenso gefällt mir, wie viel Zeit er sich nimmt, die Hintergründe und Charaktere seiner Figuren einzuführen.
Das gibt ihm die Möglichkeit, ohne Massen-Sexszenen oder andere allzu spektakuläre und spektulative Ereignisse auskommen zu können. Lässt man sich auf die beiden Hauptfiguren, insbesondere Marie und ihre ausführliche Vorstellung, ein, "zündet" der Höhepunkt der Geschichte absolut!
Klar, nimmt man die Rolle eines realen Beobachters ein, der den Beteiligten eben nicht in den Kopf gucken kann, denkt man sich nur: "Gähn! Da passiert ja gar nichts!"
Aber es geht ja auch gar nicht um ein für einen unbeteiligten Dritten sensationelles Ereignis (Orgie auf dem Marktplatz o. ä.). Sondern eben um Maries Hintergrund und Weg zum "Showdown" der Geschichte. Der ist sehr schön herausgearbeitet und funktioniert perfekt!
Ebenso sei lobend erwähnt noch die Idee, die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive beider Hauptfiguren zu erzählen. Auch das zeigt die große Mühe, die der Autor sich gegeben hat, und seine intensive Beschäftigung mit seinen beiden Figuren.
Ich finde die Geschichte wirklich gelungen!
Eine ganz nette Geschichte, die zumindest unserem eifrigen Wassersportfan Pirelli gut gefallen dürfte, und ordentlich geschrieben. Der Wechsel der Perspektiven macht den an und für sich spannungslosen Ablauf interessant, und die beiden Figuren wirken recht authentisch, auch wenn der Übergang von der zurückhaltenden Zufallsbekanntschaft (Marie verzichtet auf die Sauna) zum Natursektgenuss ein bisschen abrupt verläuft.
Jedenfalls ein Autor, von dem ich gern noch mehr lesen würde!
Nico S.
Ich finde die Geschichte sehr gelungen. Mein Ding wäre das mit dem Vollpissen zwar nicht - aber es hat was. Eine Fortsetzung würde ich sehr begrüßen.
Mir gefällt es nicht. Warum?
Du hast die Biographien zweier Personen geschrieben, die sich an mehreren Punkten schneiden. Der Text ist voller Informationen, die für das Weitergehen der Geschichte unwichtig sind. So, wie der Text jetzt ist, ließt man erst aus einer Sicht und dann nochmal das Gleiche aus einer anderen Sicht. Das ist langweilig für den Leser. Aber für dich als Autor ist das wunderbar, um zu wissen wer und wie deine Personen sind.
Mein Vorschlag: Nimm die detaillierten Biographien als Grundlage. Die Mühe soll nicht umsonst gewesen sein. So kennst du deine Personen viel besser. Du kennst ihren Charakter; weißt, wie sie reagieren; kennst ihre geheimen Wünsche und den Drang diese zu erleben.
Perspektive: Erzähle nur aus einer Sicht. Marie drängt sich hier als Ich-Erzähler auf. Ein Er-Erzähler geht natürlich auch. So kannst du beide Personen dem Leser nahebringen.
Erzähle uns nur die interessanten Schnittpunkte.
Zu Schnittpunkt 1: Die Idee mit dem Gutschein für einen Saunabesuch finde ich gut. (Ist es eigentlich ein gekaufter oder ein selbstgemachter, sehr persönlicher?) Dass sie sich nicht in die Sauna traut und er ihr einen Saunagutschein schenkt, verrät etwas über die Personen. Sie ist schamhaft. (Das kannst du mit dem Kleid im Hauptteil noch mehr verdeutlichen.) Er ist scharf auf sie, will sie wiedersehen und bringt sie mit dem Gutschein in eine Bringschuld. So einen Gutschein kann man unmöglich verfallen lassen, oder? Da fragt sich der Leser: Traut sie sich den einzulösen? Und schon ist Spannung da. Aber auch Irritation, weil es dann plötzlich nicht ums Nacktsein in der Sauna geht. Als Vorwand sich wiederzusehen und kennenzulernen, aber immer noch geeignet. Früher oder später kann auch sie es so sehen.
Zu Schnittpunkt 2: Nach zweidrittel Text endlich bei der Überschrift, beim Thema: Natursekt. Die letzten vier Absätze sind der Hauptteil, die eigentliche Geschichte und der kurze Schluss. Die müsstest du verschmelzen und fertig. Auf zu Teil 2.
ZitatOrgie auf dem Marktplatz
Ideen für neue Geschichten lauern überall. Gleich mal notieren.
ZitatOriginal von gordonfleeland
Ideen für neue Geschichten lauern überall. Gleich mal notieren.
Wenn daraus so eine brillante Satire wird wie "Teleshocking" - nur diesmal auf einfallslose und schlechte Schambereich-Publikationen - ist dir meine Begeisterung sicher.
Noch zur von dir geäußerten Kritik an "Karl & Marie":
Ich finde den Ansatz der Erzählweise aus der Perspektive zweier bzw. Hauptfiguren zunächst eigentlich sehr interessant.
Nur muss auch ich leider sagen, dass der Autor daraus letztlich nicht wirklich etwas macht. Es fehlt irgendwie der zündende "Clou" dieser Erzählstruktur, ein quasi überraschender Höhepunkt, der auf für den Leser nicht sofort erkennbare Weise durch die unterschiedlichen Erzählweisen vorbereitet und vorangetrieben wurde.
Nichts desto minder bleibe ich von der Geschichte angetan. Gerade auch weil sie sich viel Zeit für die Entwicklung bzw. Beschreibung ihrer Figuren nimmt, und diese dadurch lebendiger erscheinen.
So viele Möglichkeiten gibt es ja nun letztlich auch nicht, was man eine nackte Frau glaubwürdigerweise machen lassen kann. Allzu spektakuläre und spekulative Aktionen, die zudem bloß knapp eingeleitet und dann nur noch ausgewaidet werden (Orgien auf dem Marktplatz, etwa ;)) sind ja nun gerade nicht mein Fall.
Mir ist ein äußerlich betrachtet wenig sensationeller Höhepunkt einer Geschichte mit gut ausgearbeiteten Figuren, in die man sich hineindenken kann, darum vielfach lieber.
Die Geschichte ist gut, aber sie könnte viel besser sein, wenn sie nicht 2 Schwächen hätte:
1. Eine einzige Ich-Erzählerin wäre besser gewesen, denn über die Karls-Beweggründe, warum er mit dem Piss-Spiel so ohne weiteres einverstanden war, erfährt der Leser ohnehin nichts – er erzählt uns nur Dinge, die wir auch von Marie erfahren könnten.
2. Das Eigentliche (sich gegenseitig zu bepissen) geschieht zu schnell. Keiner zögert, keiner schämt sich, obwohl dies für die beiden Protagonisten das erste Mal ist.
Aber das Leben auf dem Land wird so beschrieben, dass man sich die dort herrschende soziale Kontrolle gut vorstellen kann. Sowohl der noch bei Mama wohnende zukünftige Bräutigam als auch (unbefriedigte) Marie entsprechen zwar einem Klischee, aber dieses Klischee ist deswegen ein Klischee, weil das der Häufigkeit in der Realität entspricht.
Auch der Bewegrund Maries, warum sie das Bepinkeln erotisch findet, wird glaubwürdig dargestellt – vielleicht sollte sie bei dem entscheidenden Erlebnis (warten, um auf Klo gehen zu können) um ein paar Jahre jünger sein, denn solche Dinge prägen sich meines Wissen schon vor oder spätestens mit dem Beginn der Pubertät ein.