Die Theater AG am Albert Einstein Gymnasium

  • Hier der Link zur Geschichte


    Das Ende der Geschichte von quertzu77 hat mir nicht gefallen. Emily, die Heldin dieser Geschichte wurde durch einen "Unfall" bei einer Schulaufführung auf der Bühne entblößt und von da ab auf einem ausländischen Pornoportal zu sehen, ohne dass es eine rechtliche Handhabe gibt, das Video löschen zu lassen.

    Soweit fand ich den Einstieg in Geschichte gut. Aber bei qwertzu77 ging die Geschichte hier nicht weiter, sondern endete hier mit der gesellschaftlichen Ächtung Emilys und einer schwerwiegenden psychischen Verletzung der Hauptperson dieser Geschichte.

    So wie da die öffentliche Nacktheit in ein negatives Licht gestellt wurde, passt es eigentlich nicht zu der Grundidee von schambereich.org.


    Ich hätte mir gut vorstellen können, dass die Geschichte zum Ende eine Wendung bekommt: Emilys Mitschülerinnen solidarisieren sich mit ihr, und stellen ein Video ins Netz, in dem sie alle als Mysitque auftreten - alle nackt nur mit blauer Körperbemalung. Die Ǵeschichte hätte dann damit enden können, dass Emily mehr Mut zu ihrem Körper und zu ihrer Nacktheit gewonnen hätte.


    Da gab es diesen Fall einer Schauspielerin, von der private Nacktfotos geleakt wurden. Sie reagierte darauf damit, dass sie selbst Nacktfotos von sich ins Netz stellte..

  • So wie da die öffentliche Nacktheit in ein negatives Licht gestellt wurde, passt es eigentlich nicht zu der Grundidee von schambereich.org.

    "Die Webseite Schambereich beschäftigt sich mit der Erotik in Situationen einseitiger weiblicher Nacktheit.


    Im Gegensatz zu exhibitionistischen -, voyeuristischen -, oder BDSM Seiten wird hier versucht, die Erotik, die in den einzelnen Situationen zu finden ist, unvoreingenommen und jedesmal (sic!) aufs Neue zu ergründen."


    So steht es auf der Hauptseite von schambereich.org, und ich finde nicht, dass das einen Fokus auf bleibend negative Erfahrungen ausschließt?


    Im Gegenteil, schambereich.org will seinem Anspruch nach eben gerade keine Seite sein, die sich für Situationen einseitiger weiblicher Nacktheit nur als einfacher Auslöser bzw. Anschub schneller Erregung interessiert, sondern will stattdessen alle Aspekte und Bezüge solcher Situationen betrachten und ergründen.


    Viele Geschichten hier auf schambereich.org erzählen letztlich von einem Coming-of-Age einer weiblichen Hauptfigur als zeigefreudiger Frau.


    Das liegt wahrscheinlich daran, dass so etwas einerseits den Wünschen und Fantasien vieler Männer entspricht.


    Und andererseits bietet es auch eine bequeme Möglichkeit, Geschichten, in denen die weibliche Hauptfigur zunächst eigentlich negative Emotionen wie Angst oder Scham durchlebt - und/oder sogar Handlungen an oder mit ihr gegen ihr gegen ihren Willen erdulden muss - für den Leser quasi rückwirkend zu "entschärfen". Denn das von ihm Gelesene und vielleicht nur mit schlechtem Gewissen heimlich genossene wird nachträglich dadurch gerechtfertigt wird, dass es sich als für die weibliche Hauptfigur in Wahrheit positives Erlebnis herausstellt, aus dem sie einen Gewinn für sich zieht.


    (Natürlich ist auch das nicht anderes als die widerliche alte Masche: "Sie wollte es doch auch!", die jede lila Latzhose im ersten Semester spätestens nach zweimaliger Teilnahme an Diskussionsrunden des autonomen AStA-Frauenreferats argumentativ entlarven kann.


    Aber wie ich gerne konstatiere: Gerade dass unsere vollkommen natürliche Sexualität das Gegenteil von politisch korrekt ist, zeigt, wie unmenschlich politische Korrektheit ist!)


    qwertzu77 erzählt hier nun einmal eine ganz andere Geschichte:


    Eine junge Frau gerät unfreiwillig in die Situation, sich vor einer großen Anzahl Menschen aus ihrem sozialen Umfeld "unten ohne" zu zeigen, jemand stellt sogar ein Video davon ins Internet - aber ihr gefällt auch rückblickend rein gar nichts daran.


    Sicherlich einige der Zuschauer der Theateraufführung werden bereits ihre Beobachtung im realen Leben später als Masturbationsfantasie noch viele Male haben Revue passieren lassen, und auch das Video haben sich sicherlich viele zu ebendiesem Zweck heruntergeladen und gespeichert.


    Aber außer einer mit der Familie befreundeten älteren Erwachsenen setzt sich niemand für Emily ein. Diese zieht es am Ende vor, nach ihrem Abitur zum Studium in eine andere Stadt umzuziehen.


    Eine solche Geschichte ist für Frauen durchaus näher an der Lebenswirklichkeit, als all die unschuldigen und romantischen Erzählungen davon, wie eine Frau durch Zufall oder Dritteinwirkung ihre Liebe dazu entdeckt, sich nackt zu zeigen.


    Wie viele Männer, die auf den Strich oder in den Puff gehen, oder vor dem Computer pornographische oder erotische Videos und Fotos anschauen, führen sich vor Augen und handeln danach, dass es sich bei den Dienstleisterinnen bzw. Darstellerinnen und Models um Frauen mit Gefühlen handelt? Und berücksichtigen das, wenn sie mit ihnen umgehen, oder über sie sprechen?


    Wie viele Männer, die die Gelegenheit hatten, außerhalb einer längerfristig angelegten monogamen Beziehung mit einer attraktiven Frau zu schlafen, behalten nicht nur das Erlebnis, sondern eben auch die Frau - als Person, als Individuum - in positiver Erinnerung, freuen sich über das Geschenk, das sie ihnen gemacht hat? Und für wie viele Männer hingegen ist sie hinterher eine "Schlampe", ein "Luder", usw.?


    Wie viele Männer schauen sich im Internet heimlich aufgenommene oder von Datenträgern kopierte private und intime Bilder und Videos von Frauen an, masturbieren dazu, und bezeichnen sie hinterher für das, was sie allein und privat, in ihrer Intimsphäre mit ihrem eigenen Körper getan haben, als "Schlampen", "Luder" usw.?


    Sich nackt zu zeigen, einseitig nackt zu sein, Kontrolle abzugeben oder zu verlieren - all solche Dinge können für manche Menschen sehr sinnlich, erregend, stimulierend, befriedigend sein.


    Aber genauso können solche Erfahrungen und Erlebnisse auch zutiefst verletzen, Seelen und Existenzen vernichten.


    Ich kann wie gesagt nicht erkennen, dass und warum das auf schambereich.org. unbedingt ausgeblendet werden soll oder muss. Warum jede Geschichte mindestens zum Ende hin irgendwie - egal wie unglaubwürdig - zum tatsächlich oder vermeintlich "Guten" hingebogen werden muss.


    Das Leben ist so schön, weil wir sterblich sind.


    Und Sexualität und Erotik sind so aufregend, weil sie uns im Innersten anrühren, was sie nicht nur unendlich schön, sondern zugleich auch vernichtend gefährlich macht.

    Mein Avatar ist ein Symbolbild, und könnte mir ähnlich sehen oder nicht.

    Wenn ich Nacktfotos von mir ins Netz stellen wollte, würde ich das auf OnlyFans tun, um damit Geld zu verdienen - Anfragen hier sind dementsprechend zwecklos!

  • Das ist wirklich sehr gut formuliert und bringt es auf den Punkt. Viele Menschen können leider nicht differenzieren zwischen Mensch und Lustobjekt. Für mich ist das sexuelle Ausleben auch kein Spiel, sonst wäre die beteiligte Frau nicht mehr als nur ein Spielzeug. Ich erfreue mich an ihrer Lust, ihrem Erleben und ja, auch an ihrem Körper wenn sie ihn mir dabei gibt. Für mich ist es eben immer ein geben und nehmen.